Familien-NewsletterHitzefrei? Noch nie gehört!

Lesezeit: 2 Min.

Während Kinder sich über hitzefrei einfach nur  freuen, stellt sich für viele berufstätige Eltern die Frage: Und jetzt?
Während Kinder sich über hitzefrei einfach nur  freuen, stellt sich für viele berufstätige Eltern die Frage: Und jetzt? (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Kinder unseres Autors müssen  auch an heißen Tagen in der Schule bleiben - was zu einem Gespräch über Emanzipation und veränderte Rollenbilder führte.

Ein Familien-Newsletter von Moritz Baumstieger

Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

je nachdem, welcher Wetter-App ich glauben darf, erreicht Sie dieser Text im passenden Moment – oder genau im falschen. Entweder rollt die Hitzewelle weiter, oder sie kommt pünktlich zum Wochenende zum Stehen. Aber selbst, wenn ich jetzt voll daneben liege: Gedanken übers Schwitzen wollen Sie bestimmt auch bei Regen lesen. Die Klugen handeln antizyklisch, oder?

Nun denn: Die horrenden Temperaturen des vergangenen Wochenendes haben meine Söhne und mich dazu gebracht, ausführlich über Emanzipation, die Veränderungen von Rollenbildern und Familienmodellen zu sprechen. Als ich dem Älteren auf der Rückfahrt von einem glutheißen Fußballturnier sagte, es hätte mal besser hitzefrei gegeben (was nicht nur Sonnenstiche bei den Zuschauern, sondern auch die Niederlagen seines Teams verhindert hätte), da schaute er mich verständnislos an. Hitzefrei – das Wort hatte er in seinen bislang vier Schuljahren noch nicht gelernt.

Nach den obligatorischen väterlichen Anekdoten, wie wir früher durch Reibungshitze oder gar mithilfe von Feuerzeugen versuchten, den Balken unseres Schulthermometers in die Höhe zu treiben, landeten wir bald bei der Ursachenforschung: Warum ist meinen Kindern an ihrer Schule noch kein Hitzefrei begegnet, obwohl es doch alles andere als kälter geworden ist? Ich konnte es mir nur so erklären, dass heute eben nicht mehr wie vor 30 Jahren davon ausgegangen werden kann, dass eine Mama schon die Tür öffnet, wenn die Kinder unverhofft zwei Stunden früher heimkommen. Also erklärte ich es auch ihnen so: Wegen Emanzipation, der Veränderungen von Rollenbildern und Familienmodellen – den Anekdoten folgte ein väterlicher Vortrag zum Wandel in der Gesellschaft. Die Jungs ließen ihn klimaanlagengekühlt über sich ergehen.

Dass ich hier nicht ganz richtig lag, lernte ich erst aus meiner schlauen Zeitung: Hitzefrei gibt es immer noch, zumindest an manchen Schulen – wann und wie, erklärt hier ein Gymnasialdirektor. Dass wir darüber gesprochen haben, wie sich die Familien und damit natürlich auch die Rollen von Eltern verändert haben, war trotzdem nicht verkehrt. Denn dass meine Jungs die neue Elternkolumne meiner Kollegin Friederike-Zoe Grasshoff und meines Kollegen Patrick Bauer lesen werden, ist äußerst unwahrscheinlich, sie gucken Artikel nur an, wenn Fußballspieler abgebildet sind. Ihnen aber möchte ich die Kolumne unbedingt zum Lesen empfehlen – selbst wenn es am Wochenende nicht regnen sollte.

Ein schönes Wochenende wünscht

Moritz Baumstieger

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