„Team Germany“ heißt diesmal „Team Studi“. Die zwanglose Kurzform mit dem Anklang von juvenilem Gemeinschaftsgefühl könnte aber täuschen. 305 deutsche Studentinnen und Studenten mit Leistungssportambitionen nehmen ab Mittwoch an den World University Games teil, die in fünf nordrhein-westfälischen Städten plus Berlin ausgetragen werden. Insgesamt 8500 Sportler sind bei den Weltspielen der Studierenden gemeldet. „Team Studi ist unsere neue Marke und repräsentiert auch unseren Teamspirit“, sagt Svea Thamsen aus dem Vorstand des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands. Mit „Team Studi“ verbindet die BWL-Studentin von der Uni Potsdam: „Wir sind bunt, wir sind vielfältig, und wir halten zusammen.“
Bunt und vielfältig sind auch die Orte, an denen die Studierenden zusammengeführt werden. An plakativen Wettkampfstätten im Ruhrgebiet messen sie sich im Bogenschießen in der Zeche Zollverein in Essen, im 3x3-Basketball und 3x3-Rollstuhlbasketball in der Jahrhunderthalle in Bochum, die Abschlussfeier steigt im Landschaftspark Nord in Duisburg. Die meisten der insgesamt 18 Sportarten aber finden in klassischen Stadien, Sport- und Messehallen statt. Studierende Leistungssportler, nicht älter als 25 Jahre, aus 150 Nationen ermitteln ihre Sieger in olympischen Kernsportarten.

Meinung Deutsche Olympiabewerbung:Die Konzepte der deutschen Olympiabewerber sind erstaunlich unausgereift
Womit man schon beim Thema wäre: Die „RhineRuhr Games 2025“ sind sozusagen das Olympia des Hochschulsports, und ja, die Rhein-Ruhr-Region will mit diesem Massensportereignis nicht zuletzt unter Beweis stellen, dass sie sich mit ihren Sportstätten und ihrer Infrastruktur auch in der Lage sähe, irgendwann einmal die echten, die großen Olympischen Sommerspiele auszurichten. „Am Ende soll die Erkenntnis stehen, dass wir in Nordrhein-Westfalen so etwas können“, sagt Andrea Milz, NRW-Staatssekretärin für Sport, „das ist eine Visitenkarte für unsere Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele.“
Allerdings gab es insbesondere rund um das Thema Finanzen bereits vorab viele Irritationen. Das Gesamtbudget war ursprünglich einmal auf 160 Millionen Euro angesetzt, stieg aber über die Jahre um einen ordentlichen zweistelligen Millionenbetrag an; einen präzisen finalen Wert nannten die Verantwortlichen zuletzt auf Anfrage nicht. Die Finanzierung der Spiele übernehmen zu einem Großteil der Bund und das Land NRW mit je 67,5 Millionen Euro für die Veranstaltung selbst plus fast 45 Millionen Euro vom Land für die Sanierung von Sportstätten. Und obendrein gab es, wie Recherchen der SZ aufzeigten, um diverse Auftragsvergaben viel Ärger – was nun Sport und Politik beschäftigt.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf gab Wettbewerbe ab - aus Kostengründen
Zwölf Tage dauern die Spiele. Am Mittwochabend findet die Eröffnungsfeier in Duisburg statt, wo die Spiele am Sonntag, 27. Juli, mit der Schlussfeier auch enden. Die sechs Städte des Geschehens sind Bochum, Duisburg, Essen und Mülheim an der Ruhr sowie Hagen und Berlin. Hagen an der Grenze zwischen dem Ruhrgebiet und dem Sauerland sowie Berlin hatten ursprünglich nicht zur Städteauswahl dieser „RhineRuhr Games“ gehört; sie sprangen für Düsseldorf ein, weil in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, die eigentlich als Zentrum des Events gedacht war, die Kosten zu hoch geworden wären.
So hätte allein die Beheizung eines mobilen Schwimmbeckens in der Düsseldorfer Messehalle Unsummen verschlungen. Schwimmen und Volleyball wurden nach Berlin ausgelagert, Basketball nach Hagen. Auch für die ursprünglich in Düsseldorf geplanten Wettbewerbe Tischtennis, 3x3-Basketball, Bogenschießen, Sportgymnastik und Beachvolleyball mussten Ausweichorte gefunden werden. Die Eröffnungsfeier wurde aus dem Düsseldorfer Stadion ins Duisburger Stadion verlegt.
Nie war eine deutsche Studierenden-Nationalmannschaft bei solch einem Ereignis größer als diesmal mit 305 Athleten. Ihr Delegationsleiter Christoph Edeler von der TU Dortmund findet die University Games allein schon deshalb wichtig, um mehr „Sichtbarkeit des Hochschulsports und des studentischen Spitzensports“ zu schaffen. Im Vergleich zu Olympischen Spielen, sagt er, herrsche bei den Studierenden-Spielen „weniger Leistungsdruck“, die Stimmung sei „teilweise sogar besser“. Eine Art olympisches Dorf als Zentrum der Feierlichkeiten gibt es allerdings nicht. Alle Teilnehmenden werden in Hotels untergebracht.
Aus der Universade sind die Fisu World University Games geworden
Früher hieß diese alle zwei Jahre sowohl in der Sommer- als auch in der Winterversion ausgetragene Veranstaltung Universiade. Seit 2020 ist der offizielle Name „Fisu World University Games“. Hinter der Abkürzung Fisu verbirgt sich die Fédération Internationale du Sport Universitaire, der internationale Hochschulsportverband mit Sitz im schweizerischen Lausanne. Internationale Studentenspiele finden zum dritten Mal in Deutschland statt nach 1953 in Dortmund („Internationale Hochschulsportwoche“) und 1989 in Duisburg. 2023 fanden die World University Games in Chengdu in China statt. In zwei Jahren werden sie in der südkoreanischen Provinz Chungcheong ausgetragen.
„It’s a Match“, steht auf den T-Shirts des Teams Studi: Warum Studium und Sport perfekt zueinander passen, erklären der rudernde Medizinstudent Nikita Mohr sowie die Rollstuhlbasketballerin und Erziehungswissenschaftsstudentin Lisa Bergenthal. „Die Uni brauche ich für den Kopf“, sagt Mohr. „Und der Sport hilft, den Kopf wieder frei zu bekommen“, ergänzt Bergenthal. Die deutschen Teilnehmerinnen bei den World Games sind zuversichtlich, dass sie den Kopf in den nächsten zwölf Tagen schön frei bekommen. Mit wie vielen Medaillen sie diese sportliche Befreiungsaktion garnieren, wird sich zeigen.